April 25, 2016

Geschichte von Prag

Vor- und Frühgeschichte  Der älteste Beleg menschlicher Anwesenheit auf dem Gebiet Tschechiens stammt aus der Zeit vor ca. 1,87 Millionen Jahren (Fundstelle Beroun-Autobahn). Die paläolithische Besiedlung des Landes ist insbesondere in Mittel- und Nordböhmen und in Mittel- und Südmähren nachgewiesen. Ab 5300 bis 4500 v. Chr. ist eine weitreichende neolithische Besiedlung belegt. Am Ende des Spätneolithikum ist die Schnurkeramik mit mehreren großen Gräberfeldern in Nordböhmen und die Glockenbecherkultur vertreten. In der Bronzezeit ist besonders die Aunjetitzer Kultur zu nennen. Es folgen Hügelgräberkulturen und Urnenfelderkulturen. In der Latenezeit wurden Teile des Gebiets des heutigen Tschechiens vom keltischen Stamm der Boier besiedelt, dessen lateinischer Name, Boiohaemum, die Namensgebung für Böhmen ist. Den Kelten folgten am Beginn des ersten Jahrhunderts nach Chr. germanische Stämme, die Markomannen in Böhmen und die Quaden in Mähren. Während der Völkerwanderungszeit wird nach archäologischen und historischen Quellen von einer Entvölkerung des Gebietes ausgegangen. Um 550 wanderten Slawen ein, ihr Ursprung wird östlich des Dnepr vermutet. Sie herrschten von 623 bis 658 über ein erstes Herrschaftsgebilde, das sogenannte Reich des Samo. Von 768 bis 814 lag Böhmen wahrscheinlich in der fränkischen Herrschaftssphäre unter Karl dem Großen.

Vom 8. Jahrhundert bis 833 bestand das Mährische Fürstentum in Mähren, aus dem 833 Großmähren unter Fürst Mojmír I. (gefolgt von den Fürsten Rastislav – 846 und Svatopluk – 871) hervorging. 864 kamen die byzantinischen Mönche Kyrill und Method in Großmähren an. Sie begründeten die slawische Liturgie. 869 starb Kyrill, was das Ende der byzantinischen Mission bedeutete. Von 888/890 bis 895 war Böhmen Teil des Großmährischen Reichs. 894 starb Rastislavs Nachfolger Svatopluk, dies bedeutete den Beginn des Zerfalls des Großmährischen Reichs, und die Rückkehr zur westlichen lateinischen Kirche und Kultur.

Die Přemyslidendynastie  895 akzeptierte Fürst Spytihněv in Regensburg die ostfränkische Oberherrschaft über Böhmen. 907 kam es zum Zerfall Großmährens. Der Přemyslide Wenzel (Hl. Wenzel), (später fälschlicherweise König Wenzel in einem Weihnachtslied genannt) wurde 926 von seinem Bruder Boleslav ermordet und dadurch der Schutzheilige des Landes. 973 erteilte der Heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg, seine Erlaubnis zur Gründung eines Bistums in Prag. Erster Bischof wurde Thietmar, zweiter Bischof der Heilige Adalbert (Vojtěch). 1003 eroberte Boleslaw I. von Polen Böhmen (bis 1004), 1031 wurde Mähren an Böhmen angeschlossen (und 1182 zur Markgrafschaft erhoben). 1038 fiel Břetislav I. von Böhmen in Polen ein und entführte die Gebeine Adelberts aus Gnesen.

1085 wurde der Přemyslide Vratislav II. zum ersten böhmischen König gekrönt (der Titel ist ihm von Heinrich IV., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, verliehen worden). Im 12./13. Jahrhundert kam es zur Zuwanderung von deutschen Siedlern in die böhmischen Randgebiete. 1212 wurde durch die Goldene Bulle von Sizilien von Kaiser Friedrich II. Ottokar I. Přemysl die Erblichkeit des Königstitels zugesichert. 1300 bestand eine Böhmisch-Polnische Personalunion unter Wenzel II. und Wenzel III. (Titularkönig in Polen). 1306 wurde Wenzel III. in Olmütz ermordet, dies war das Ende der Přemyslidendynastie.

Heiliges Römisches Reich 1310 heiratete Johann von Luxemburg, Sohn des römischen Kaisers Heinrich VII. Elisabeth von Böhmen, die Tochter von Wenzel II. und wurde böhmischer König bis 1346. 1347 wurde Karl IV., sein Sohn, (als Karl I.) König von Böhmen. 1348 wurde die Karls-Universität Prag als erste Universität nördlich der Alpen gegründet.

1355 wurde Karl IV. in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Er wählte Prag zu seiner Residenzstadt. 1378 teilte Karl IV. in seinem Testament seine Erblande unter seinen Söhnen auf in Brandenburg, Görlitz und das Kerngebiet Böhmen, dessen Herrscher sein Sohn Wenzel IV. wurde. Seine Nachfolger (ab 1419) waren Sigismund, Albrecht II. und Ladislaus Postumus.

Hussiten-Bewegung 1415 wurde Jan Hus während des Konstanzer Konzils auf dem Scheiterhaufen verbrannt, was den Beginn der Hussiten-Bewegung markierte. Zwischen 1415 und 1434 kam es zu Unruhen in Böhmen. Jan Žižka und Prokop Holý führten die Hussiten. Der radikale Flügel der Bewegung wurde in der Schlacht von Lipan niedergeschlagen. 1458 wurde Jiří z Poděbrad von den böhmischen Ständen zum König von Böhmen und damit zum ersten protestantischen König in Europa gewählt.

Herrschaft der Habsburger  Zwischen 1471 und 1526 fiel nach seinem Tode die böhmische Krone an die polnische Dynastie der Jagiellonen. Der letzte dieser Dynastie gab durch seinen Tod in der Schlacht bei Mohács gegen die Türken die Krone wieder frei. Von 1526 bis 1918 war das heutige Tschechien habsburgisches Gebiet, nachdem die böhmischen Stände 1526 den Habsburger Ferdinand I. zum König von Böhmen gewählt hatten. 1547 kam es zum Aufstand der böhmischen Stände gegen Ferdinand I.

1583 zog Kaiser Rudolf II., Ferdinands Nachfolger, mitsamt dem Hof von Wien nach Prag, welches ein Zentrum von Kunst und Wissenschaft wurde. 1609 erließ er den Majestätsbrief der Religionsfreiheit. 1611 übernahm Rudolfs Bruder Matthias (HRR) die Macht; die Konfessionsproblematik entflammte aufs Neue.

Dreißigjähriger Krieg 1618 drangen Gesandte der böhmischen Stände (mehrheitlich protestantisch) in die Kanzlei des Hradschin und warfen zwei kaiserliche Statthalter aus dem Fenster (sie wurden dabei nicht getötet). Dieser sogenannte zweite Prager Fenstersturz leitete den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ein.

1619 starb Matthias. Im August wählten die böhmischen Stände den deutschen Protestanten Friedrich von der Pfalz zum König. Indem er im Herbst in Prag gekrönt wurde und dort seine Residenz aufnahm, wurde der innerhabsburgische Konflikt zu einer Reichsangelegenheit. 1620 kam es zur Schlacht am Weißen Berg.

Friedrich von der Pfalz floh aus dem Land („Winterkönig“, da er nur einen Winter regierte). Es kam zu Hinrichtungen und zum Exil des böhmischen Adels. Die nun beginnende Epoche wird in der tschechischen Geschichte temno, die Zeit der Dunkelheit genannt. Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) führte eine Unterdrückungspolitik gegen Nicht-Katholiken.

Protestanten flohen (Comenius) oder wurden hingerichtet. Ein großer Teil des böhmischen Adels floh. In Böhmen wurde Deutsch zur zweiten Amtssprache erhoben und drängte faktisch bald das Tschechische zurück.

Nationale Wiedergeburt der Tschechen Von 1740 bis 1780 herrschte Maria Theresia. Zwischen 1780 und 1790 bestand die Herrschaft ihres Sohnes Joseph II. Der „aufgeklärte“ Absolutismus mündete in die Aufklärung. 1781 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ungefähr 1885 kam es zur Nationalen Wiedergeburt der Tschechen. Als Reaktion auf den österreichischen mit der Aufklärung zusammenhängenden Zentralismus formierten sich seit dem Ende des 18. Jahrhundert Intellektuelle in der tschechischen Nationalbewegung (Wiedergeburt). Sie förderten die Pflege, Anerkennung und Verwendung der tschechischen Sprache (unterstützt auch von den deutschen Romantikern). Dem folgte später das Verlangen nach politischer Autonomie.

1848 fand der Slawenkongress in Prag statt. Ein Aufstand wurde niedergeschlagen. Die Industrialisierung begann – und Böhmen wurde das „industrielle Rückgrat“ der Donaumonarchie.

Zwar bestand das Königreich Böhmen bis 1918, aber nicht alle Habsburger hielten es der Mühe wert, sich überhaupt in Prag zum Böhmischen König krönen zu lassen. Während Ungarn als Königreich in Personalunion mit Österreich viele nationale Rechte gewährt wurden, durften in den Ländern der Böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Teile Schlesiens) nicht einmal tschechischsprachige Zeitungen verlegt werden. Erst das Oktoberdiplom Franz Josephs 1860 verschaffte den Tschechen gewisse Freiheiten. Nach wie vor waren und fühlten sie sich allerdings gegenüber den Ungarn zurückgesetzt.

Tschechoslowakische Republik Von 1914 bis 1918 kämpften Tschechen im Ersten Weltkrieg. Gegen die Monarchie bildeten sich im Exil eine tschechische und slowakische, von Tomáš Garrigue Masaryk angeführte Opposition. Am 28. Oktober 1918 kam es zur Gründung der Tschechoslowakischen Republik, T. G. Masaryk wurde erster Staatspräsident. Die bis dahin Ungarn administrativ unterstellte Slowakei schloss sich dem neuen Staat an (Milan Rastislav Štefánik). 1919 fand der Beitritt/Anschluss der Karpatoukraine (nach 1945 fällt sie an die Sowjetunion) statt, 1920 der Anschluss Teschens. Von 1918 bis 1938 bestand die sogenannte Erste Tschechoslowakische Republik.

Zweiter Weltkrieg  Es gab in der Tschechoslowakischen Republik eine starke deutsche Minderheit. Sie betrug etwa 15 % der Gesamtbevölkerung und lebte vorwiegend im Sudetenland. 1933 kam es zur Gründung der Sudetendeutschen Partei (SdP) durch Konrad Henlein. Mit deutscher Unterstützung entwickelte sich die SdP immer mehr zu einer Partei, die eine völlige Autonomie und Abtrennung des Deutschsprachigen Landesteils von der Tschechoslowakischen Republik zum Ziel hatte. Das wurde im Karlsbader Programm vom 24. April 1938 manifestiert.

Hitler, der Österreich annektiert hatte, unterstützte diese Autonomiepläne und drohte mit dem Einmarsch in das Sudetenland. England und Frankreich hatten für solch einen Fall als Schutzmächte nach dem Vertrag von Saint Germain Schutzpflichten gegenüber Tschechoslowakischen Republik, es gab noch zusätzliche Bündnisverträge Frankreichs und der Sowjetunion. Die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens waren der Auffassung, durch Nachgeben („Appeasement-Politik“) einen drohenden Weltkrieg verhindern zu können. Ohne die Beteiligung der Regierung der Tschechoslowakischen Republik kam es zu einer Konferenz in München. Am 29. September 1938 unterschrieben Hitler, Mussolini, Chamberlain und Daladier das Münchner Abkommen. Die Tschechen nennen diese Vereinbarung das „Münchner Diktat“ oder den „Münchner Verrat“. Etwa ein Drittel des Staatsgebietes fiel an das Deutsche Reich, sowie Polen und Ungarn.

Am 5. Oktober 1938 trat Präsident Edvard Beneš zurück und ging daraufhin ins Exil nach Großbritannien. Sein Nachfolger wurde Emil Hácha. Am 15. März 1939 überfiel Deutschland den Rest der Tschechoslowakischen Republik. Es kam zur Bildung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren. Die Slowakei wurde ein Satellitenstaat des Deutschen Reiches. Am 27. September 1941 folgte auf den dauerhaft beurlaubten Statthalter Neurath, als neuer Reichsprotektor Heydrich. Am 27. Mai 1942 wurde auf Heydrich ein Attentat verübt, an dessen Folgen er am 4. Juni 1942 starb. Als Vergeltungsmaßnahmen erfolgten unter anderem die Vernichtung der Dörfer Lidice und Ležáky. 1945 fand die faktische Wiederherstellung der Tschechoslowakei durch das „Kaschauer Programm“ der neuen Regierung unter Premierminister Zdeněk Fierlinger statt. US-amerikanische, sowjetische und tschechoslowakische Truppen befreiten das Land. Die in Jalta vereinbarte Demarkationslinie zwischen dem von den USA und dem von der UdSSR verwalteten Gebiet verlief entlang der Städte Budweis, Pilsen und Karlsbad.

Nach dem Zweiten Weltkrieg Am 5. Mai 1945 begann der Prager Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Er wurde niedergeschlagen. Am 9. Mai 1945 marschierten sowjetische Truppen in Prag ein. Präsident Beneš übernahm wieder die Regierungsgewalt. Zur Wiederherstellung des Staates wurden die Beneš-Dekrete erlassen. Neben gewöhnlichen Verwaltungsangelegenheiten regelten diese auch die Bestrafung, Vermögensenteignung und Ausbürgerung der als „Staatsfeinde“ angesehenen Deutschen und Ungarn.

Kommunismus in der Tschechoslowakei Am 25. Februar 1948 fand die vollständige Machtergreifung durch die Kommunisten (KSČ) statt. Es kam zur Verfassungsänderung und Umgestaltung des Landes nach sowjetischem Muster. Erster „Arbeiterpräsident“ wurde Klement Gottwald. Von 1951 bis 1957 kam es zur Verfolgung des Klerus und politischen Prozessen (Rudolf Slánský). 1957 wurde Antonín Novotný Präsident. 1964 fand die Kafka-Konferenz in Libnice statt (Franz Kafka rehabilitiert). Rufe nach Reformen wurden laut und kulminierten auf dem Schriftstellerkongress im Juni 1967 in direkter Kritik der politischen Führung.

Prager Frühling Zwischen dem 3. und dem 5. Januar 1968 wurde Novotný vom ZK abgesetzt. Alexander Dubček wurde Vorsitzender der KSČ. Präsident wurde General Ludvík Svoboda. Anfang März folgte die Aufhebung der Zensur. Der „Prager Frühling“ begann, die Weiterentwicklung verlief überwiegend spontan. Am 5. April 1968 wurde ein Aktionsprogramm der KSČ unter Alexander Dubček verabschiedet. Ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ wurde angestrebt (Verbürgte Versammlungsfreiheit, kleines Unternehmertum, Freilassung der politischen Gefangenen).

Am 21. August 1968 begann eine Militärische Intervention: Es kam zum Einmarsch der sowjetischen Truppen und Truppen des Warschauer Pakts sowie zur Okkupation der Tschechoslowakei. Darauf hin erließ Moskau die Breschnew-Doktrin der „Begrenzten Souveränität der sozialistischen Staaten“. In der Folge emigrierten viele Tschechen. Die nachfolgende politische Etappe wurde „Normalisierung“ genannt. 1. Januar 1969 entstand mit dem Inkrafttreten des Verfassungsgesetzes über die tschechoslowakische Föderation die Tschechische Sozialistische Republik als eine der beiden Teilrepubliken der Tschechoslowakei. Am 17. April 1969 erfolgte die Ablösung Dubčeks und Wahl Gustáv Husáks zum Generalsekretär der KSČ.

Aufsehen erregte die Selbstverbrennung der Studenten Jan Palach (16. Januar) und Jan Zajíc (25. Februar) zum Beginn der „Normalisierung“.

Tschechoslowakei nach dem Prager Frühling  Die ČSSR wurde in der Folge einer der konservativsten Mitgliedsstaaten des Ostblocks. Am 1. Januar 1977 wurde die Bürgerbewegung „Charta 77“ gegründet.

Von der Samtenen Revolution zur Gründung von Tschechien

Die Samtene Revolution Hauptartikel: Samtene Revolution

Am 17. November 1989 unterdrückte die Polizei brutal eine Studenten-Demonstration, was Großdemonstrationen von bis zu 750.000 Menschen nach sich zog. Am 19. November 1989 wurde das Bürgerforum zur tragenden Kraft der „Samtenen Revolution“ in Tschechien. Am 10. Dezember 1989 erklärte Staatspräsident Gustáv Husák seinen Rücktritt.

Am 28. Dezember 1989 wurde Alexander Dubček zum Präsidenten der Föderalversammlung gewählt. Am 29. Dezember 1989 wurde Václav Havel von der Föderalversammlung zum Präsidenten der ČSSR gewählt. Anfang 1990 wurde die Tschechische Sozialistische Republik (siehe 1969) in Tschechische Republik umbenannt. Am 23. April 1990 folgte die Umbenennung der Tschechoslowakei in Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR).

Am 8. Juni 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen in der ČSFR statt. Am 5. Juli 1990 wurde Václav Havel zum Präsidenten der ČSFR gewählt. Am 21. Februar 1991 trat die ČSFR dem Europarat bei. Am 16. Dezember 1991 folgte die Unterzeichnung des EG-Assoziierungsabkommens. Am 5. Juni 1992 fanden Parlamentswahlen in der ČSFR statt. Der Ökonom Václav Klaus (Demokratische Bürgerpartei (ODS)) wurde Ministerpräsident. Er vertrat eine vom Thatcherismus inspirierte Wirtschaftspolitik („Marktwirtschaft ohne Adjektiv“).

Durch eine Coupon-Privatisierung wurden 8 Mio. Tschechen Anteilseigner von privatisierten Firmen.

Der Politiker Vladimír Mečiar wurde Ministerpräsident in der Slowakei. Klaus und Mečiar vereinbarten eine Teilung der Tschechoslowakei in zwei Staaten (gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung). Am 20. Juli 1992 trat Präsident Václav Havel von seinem Amt zurück. Am 25. November 1992 wurde das Gesetz über die Auflösung der ČSFR im föderalen Parlament verabschiedet.

Am 16. Dezember 1992 wurde die neue Verfassung der Tschechischen Republik als „demokratischer Rechtsstaat“ verabschiedet. Die Charta der Grundrechte und -freiheiten, die nach dem Umbruch im Januar 1991 von der tschechoslowakischen Bundesversammlung beschlossen worden war, wurde unverändert von Tschechien übernommen.

Tschechische Republik Mit dem 1. Januar 1993 bildeten Tschechen und Slowaken zwei unabhängige Staaten. Am 2. Februar 1993 fand die Vereidigung des neugewählten Präsidenten Václav Havel statt.

Am 30. Juni 1993 trat das nun unabhängige Tschechien dem Europarat bei. Am 29. Oktober 1993 wurde das Land nicht-ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Am 1. Februar 1995 trat das EU-Assoziierungsabkommen in Kraft. Nach drei Jahren negativen Wirtschaftswachstums (1994-1996) wuchs die Wirtschaft wieder; 1997 folgte aber wieder eine Rezession. Am 28. November 1995 wurde die OECD-Beitrittsurkunde in Paris unterzeichnet.

Neueste Entwicklungen Am 31. Mai und 1. Juni 1996 fand die Wahl zum Abgeordnetenhaus statt. Die regierende Rechts-Mitte-Koalition wurde bestätigt, hatte jedoch keine Mehrheit mehr. Am 23. Juli 1996 trat das Zweite Kabinett Klaus sein Amt an. Dessen Regierung musste von den Sozialdemokraten (Vorsitzender Miloš Zeman) toleriert werden. 1997 war das Ende der wirtschaftlichen Wachstumsphase, eingeleitet durch einen Bankenkrach (12 Banken insolvent). Grund war unter anderem die Verflechtung von industriellen Großkomplexen, die durch faule Kredite künstlich aufrecht erhalten wurden. Die tschechische Wirtschaft fiel in eine Rezession. Im Juni 1997 mussten bei einer Flutkatastrophe 40.000 Menschen evakuiert werden. Der Gesamtschaden betrug 2,5 Mrd. Euro.

Am 21. Januar 1997 wurde die Deutsch-Tschechische Erklärung unterzeichnet. Am 24. April 1997 hielt Präsident Havel vor dem Deutschen Bundestag eine Rede. Am 30. November 1997 trat Václav Klaus nach einer Spendenaffäre zurück. Nachfolger wurde später Josef Tošovský. Am 20. Januar 1998 wurde Präsident Václav Havel wiedergewählt. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 28. Juni 1998 gewannen die Sozialdemokraten mit Miloš Zeman (32 %) und konnten die Regierung bilden, wurden von der oppositionellen ODS toleriert (der sogenannte Oppositionsvertrag).

Am 12. März 1999 erfolgte der Beitritt zur NATO (zusammen mit Polen und Ungarn), die Vorbereitungen für den EU-Beitritt waren ebenfalls im Gange. In Prag wurde am 25. September 2000 das Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank veranstaltet, begleitet von Straßenunruhen und Demonstrationen. Die Auseinandersetzungen um die Besetzung des Intendanten des Tschechischen Fernsehens Česká televize ließen 2000 u. a. auch die Feindschaft zwischen Václav Havel und Václav Klaus wieder hervorbrechen. Klaus und die Demokratische Bürgerpartei ODS wurden beschuldigt, mehrere ihrer Anhänger in die Top-Positionen des Senders manövriert zu haben, darunter auch Jiří Hodač als Direktor. Dies löste die größten Demonstrationen in Tschechien seit 1989 aus. Als Folge trat Hodač zurück. Tschechien bekam ein neues Mediengesetz, Zweifel über die Unabhängigkeit von Česká televize waren jedoch bei weitem nicht beseitigt.

Am 28. Februar 2003 wurde der 1997 zurückgetretene Ministerpräsident Václav Klaus zum Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt.

Am 1. Mai 2004 wurde die Tschechische Republik in die Europäische Union aufgenommen (EU-Beitritt). Am 2. und 3. Juni 2006 wurde bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus die ČSSD von der ODS geschlagen, große Verluste erlitten auch die Kommunisten. Die SZ (Partei der Grünen) übersprang erstmals die Fünf-Prozent-Hürde. Die Regierungsbildung gestaltete sich aufgrund eines Patts im Abgeordnetenhaus zwischen den beiden Lagern schwierig. Erst Anfang 2007 fand die neue schwarz-grüne Regierungskoalition im Parlament die notwendige Unterstützung, nachdem zwei ČSSD-Abgeordnete angekündigt hatte, diese zu tolerieren. So verfügt die neue Regierung über eine Mehrheit von 100 zu 98 Abgeordneten.

Die tschechische Regierung kündigte Anfang April 2007 an, die Einkommensteuer auf einen einheitlichen Satz (Flat Tax) von etwa 20% des Bruttoeinkommens zu senken. Offiziell wird der Steuersatz als 15 Prozent angegeben, aber dieser Satz bezieht sich auf der Summe des Bruttoeinkommens und der Sozial- und Krankenversicherungsabgaben, was ein in Europa völlig neues Konzept darstellt und den Steuersatz geringer erscheinen lässt. Derzeit gibt es Steuerprogression mit vier Steuerklassen. Zugleich soll die Körperschaftssteuer von 25% auf 19% gesenkt werden und der ermäßigte Umsatzsteuer-Satz soll erhöht werden. Mit dieser und anderen Maßnahmen will das Land nach den Autoren der Reform die Staatfinanzen sanieren, bis 2012 eurotauglich werden und ausländische Investoren anlocken.

Seit dem 21. Dezember 2007 entfallen aufgrund des Schengener Abkommens alle Grenzkontrollen zu den vier Nachbarländern Tschechiens. Lediglich an Flughäfen wurden Grenzkontrollen noch bis zum internationalen Flugplanwechsel am 31. März 2008 durchgeführt.